Was ist was – ein Kinderbuch-Klassiker ganz neu

Was ist was Roboter überarbeitet

Mit „Unsere Erde“ begann es, jetzt ist „Was ist Was“ bei Band 135 angelangt: „Roboter – Superhirne und starke Helfer“ lautet der Titel des neuen Buches.

Gleichzeitig werden fast alle alten Bände komplett neu überarbeitet oder besser gesagt: neu erfunden und geschrieben. Der Tessloff-Verlag geht dabei sehr, sehr gründlich vor.

Als Kind habe ich die Wissensbücher geliebt. Deswegen habe ich mir die Neuauflage des Klassikers genau angeschaut und mich dabei auch sentimental an alte Zeiten erinnert. Das bleibt bei der Neu-Begegnung mit einem Klassiker aus Kindertagen einfach nicht aus.

Alte Marke, neues Konzept

Ein wenig wirken die alten „Was ist Was“ Bücher mit ihrem Frage-Antwort-Schema wie ein Frontal-Unterricht mit einem allwissenden Lehrer. Das hat sich nun grundlegend geändert, denn heute lernen Kinder anders. Viel häufiger als früher erhalten sie die Möglichkeit, sich ein Wissensgebiet selbstständig zu erarbeiten und aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.

Der Aufbau der Bücher folgt dieser neuen Art des Lernens. Pro Doppelseite wird eine Sinneinheit umfassend erklärt: Von der Lochkarte zum Computer, Roboter als Filmstars, Industrieroboter, Raumsonden aber auch Pioniere der Robotik – die neuen „Was ist Was“-Bände bieten wie gewohnt eine ausgewogene Mischung aus Staunen und Lernen. Nur eben nicht mehr im schulischen, steifen Frage-und-Antwort-Schema, sondern in Sinneinheiten gegliedert, reichhaltig bebildert und lebendig erzählt.

Wissensabenteuer mit Bildern und Geschichten

Was ist Was - BäimeBeim schnellen Durchblättern mag auf Grund der vielen Fotos der Eindruck entstehen, dass die neu gestalteten Bücher bunter und flacher geworden seien. Der Eindruck täuscht!

Der Verlag hat die Bücher nicht einfach mit bunten Bildchen, Info-Boxen und Angeberwissen aufgepeppt, er hat komplett die Art der Wissensvermittlung geändert.

Die Kapitel beginnen mit einem Satz, der das Kind gleich in den Text hinein zieht. Jedes Kapitel ist eine eigene kleine Geschichte, die alle zusammen wiederum eine große Geschichte ergeben.

Band 134 „Wald – Mehr als nur Bäume“ beginnt zum Beispiel so:

Viele Kinder träumen davon, die junge Christine hatte das Glück: Sie wuchs in einem Haus mitten im Wald auf.

 

So wird der Erzähler greifbar und es entsteht von Anfang an eine Bindung zwischen Leser und Buch. Die neuen „Was ist Was“-Bücher sind viel lesbarer geworden!

Berühmte Wissenschaftler schreiben für Kinder

Die Bücher aus der Reihe „Was ist Was“ waren schon immer Autorenbücher. Prof. Heinz Haber schrieb den Band 6 „Sterne“ und von Prof. Heinz Sielmann stammen die Bände 72 „Heimtiere“ und 73 „Spinnen“.

Auch heute werden die Sachbücher nicht von einer anonymen Redaktion geschrieben, die sich mal in dieses Thema, mal in jenes einarbeitet, sondern von Fachleuten, die tief im Thema verwurzelt sind. Das merkt man den Büchern auch an – jedes hat passend zum Thema seinen eigenen Charakter.

Wie sich „Was ist Was“-Bücher verändert haben

Immer wieder wurden die Sachbücher angepasst und überarbeitet. Manchmal genügte es, ein Bild auszutauschen oder eine neue Frage aufzunehmen. Im Fußball-Band wurden immer die neuen Europa- und Weltmeister ergänzt. Auch im Band „Fahnen und Flaggen“ wurde in den letzten Jahrzehnten einiges geändert. All das geschah immer still im Hintergrund.

Es gibt aber auch ein paar Bücher, die komplett neu geschrieben werden mussten. Aus Band 3 „Atomenergie“ wurde der Band „Energie – Was die Welt antreibt“ mit einem Windrad auf dem Buchcover. Aus Band 25 „Vom Einbaum zum Atomschiff“ wurde der Band „Schiffe – Vom Einbaum zum Ozeanriesen“.

Bei anderen Themen wie zum Beispiel „Briefmarken“ vermute ich, dass sie keine Neuauflage erleben werden, da solche Hobbys für Kinder heute einfach nicht mehr relevant sind.

Die derzeitig stattfindende Komplett-Überarbeitung der Sachbuch-Reihe ist keine Marketing-Aktion, um die Bücher im Handel wieder sichtbarer zu machen. Kinder haben heute andere Seh-Gewohnheiten, sie werden in der Schule anders an Wissen herangeführt, sie interessieren sich für andere Themen und das auch noch in einem anderen Alter als früher. All das fließt in die Neugestaltung ein.

Gleich geblieben ist jedoch die kindliche Wissbegier und die Tatsache, dass ein Buch – im Gegensatz zum Film zum Beispiel – es den Kindern erlaubt, sich ein Thema in  einem selbstbestimmten Tempo anzueignen, Schritt für Schritt, Seite für Seite.

Damals in meinem Kinderzimmer

Was ist Was Band 1 Erde altes CoverFür mich waren die „Was ist Was“ – Bücher eine feste Größe in meinen Kindertagen. Wir haben uns im Freundeskreis gemeinsam in Themen eingearbeitet und uns regelrecht abgehört. Da sich jeder von uns für ein anderes Thema interessierte kam so eine sehr bunte Mischung zusammen.

An so einem Tag im Kinderzimmer haben wir zum Beispiel erst gemeinsam in dem Buch über den Mond gelesen und dann Raumschiffe aus LEGO gebaut. An einem anderen Tag waren die wilden Tiere dran. Anschließend mussten alle Stofftiere zum Tierarzt, was wiederum eine Paraderolle für meine Lieblings-Barbie war.

Lerntechniken wurden damals in den Siebziger Jahren noch nicht in der Schule vermittelt. So habe ich wohl eher mit „Was ist Was“ das Lernen gelernt – eine Aussage, die Ragnar Tessloff, den Verlagsgründer, sicherlich freuen würde.

Von „How and why“ zu „Was ist Was“

1961 erschienen die ersten 4 Bände der „Was ist Was“-Reihe. Zuerst als Zeitschrift, ab 1963 dann auch als Hardcover. Kaum vorstellbar, dass das damals die ersten Wissensbücher, die speziell für Kinder geschrieben wurden, auf dem deutschen Buchmarkt waren. Ragnar Tessloff hatte das Buchkonzept in den USA entdeckt und die Rechte an der Buch-Serie „How and Why“ erworben.

Dem deutschen Buchhandel gefiel die Reihe zuerst überhaupt nicht: zu bunt, zu amerikanisch und so komplexe Themen könne man doch unmöglich auf nur 48 Seiten Text kindgerecht erklären! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Neugestaltung der Reihe wieder ähnliche Reaktionen hervorgerufen hat.

Für mich ist das Konzept „Was ist Was“ jedoch nun wieder in der Gegenwart angekommen. Die Neugestaltung des Klassikers wurde sogar in der Zeit lobend erwähnt.

Ab jetzt sollte man, statt die Bücher von Generation zu Generation weiter zu vererben, lieber zu den Neuauflagen greifen – es lohnt sich!

„Was ist Was“ – Infos zur Sachbuch-Reihe:

Überblick über alle lieferbaren, klassischen „Was ist Was“-Bücher für Kinder ab 8 Jahren und das komplette „Was ist Was“-Universum mit Ting-Stift, Aktiv-Bücher, „Was ist Was – Junior“ für Kinder ab 5 Jahren und „Was ist Was Mini“ für Kinder ab 3 Jahren findet ihr beim Tessloff Verlag.

„Was ist Was“ auf Facebook

Webseite für Kinder zu „Was ist Was“

Habt ihr Lust auf einen Eisenbahn-Ausflug in die Vergangenheit?

„Was ist Was“-TV anno 1983 mit Prof. Heinz Haber

2 Kommentare

  1. Im Alter zwischen acht und zehn habe ich bestimmt 100 Was-ist-Was-Bände beim Bücherbus (eine Art fahrende Bibliothek, die einmal wöchentlich vor meiner Grundschule stand) ausgeliehen und gelesen.
    Ob mir die Neuauflage und Veränderung gefallen wird, weiß ich dabei nicht. Die Zeit, als ich selbst diese Bücher gelesen habe, ist einfach nicht so lange her – 14 Jahre – und mir schienen die Bücher damals eben darum so toll, weil sie nicht (wie andere Kinderwissensbücher) so sehr auf „für Kids!“ und bunte Bilder setzten, sondern im Vergleich zu ähnlichen Büchern sehr … erwachsen, trotz ihrer Kürze.
    Vieles von dem, was ich auch heute noch über alle möglichen (mich ansonsten gar nicht weiter beschäftigenden) Themen weiß, wie z.B. dass es Schmetterlinge mit Glasflügeln gibt, dass man bei vielen Papageien Männchen und Weibchen früher für zwei Arten gehalten hat… weiß ich von dort.
    Mal schauen. Vielleicht, wenn ich irgendwann mal Kinder habe und vergessen habe wie das alte Was-ist-was aussah, gebe ich dem Neuen eine Chance.

    • Ich fand ja schon damals die Was-ist-Was-Bücher etwas trocken. WAs mich aber nicht gestört hat. Und worüber ich mir auch keine Gedanken gemacht habe. Aber eines haben wir wohl gemeinsam: Was-ist-Was war wichtig für uns 🙂

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