So stellen wir uns doch alle das Leben einer Schriftstellerin vor, oder? Entspannt im Garten sitzend, sinnierend ins Grüne schauen und sich dabei Geschichten ausdenken – was für ein schöne Art, zu arbeiten!
An diesem Outdoor-Schreibtisch sitzt die Kinderbuch-Autorin Birgit Hedemann. Dort schreibt sie ihre Kinderbuchserie Almas geheimer Garten. In diesem Garten wachsen natürlich einige der Pflanzen, die in Almas geheimer Garten eine wichtige Rolle spielen, und die dafür sorgen, dass die Kinder Mette und Theo in die Vergangenheit reisen.
Wir haben diese Zeitreisegeschichte, die im Südpol Verlag erscheint, schon mit dem Buchkönig Kinderbuchpreis ausgezeichnet.
Natürlich gehört zum Schreiben von Kinderbüchern mehr, als entspannt im Garten vor dem Laptop zu sitzen. Darüber und welche Kinderbücher ihr selbst im Gedächtnis geblieben sind, berichtet Birgit Hedemann hier im Autoren-Interview.
Welches Buch aus Deiner Kindheit ist Dir immer noch im Gedächtnis? Und warum?
Über diese Frage habe ich tatsächlich eine ganze Weile nachgedacht. Sobald ich selber lesen konnte, habe ich Bücher regelrecht verschlungen. Jeder Pfennig meines Taschengeldes wurde in Bücher investiert und auch in der kleinen Gemeindebücherei war ich Stammkundin.
Mir sind eine ganze Menge Bücher noch immer im Gedächtnis. Zum Beispiel „Professors Zwillinge“ von Else Ury, „Gulla“ von Martha Sandwall-Bergström und die „Detektiv-Club“-Geschichten von Dieter Conrads. Meine absolute Lieblingsreihe waren aber die „Britta“-Bücher von Lisbeth Pahnke.
Diese Reihe war auch der Auslöser zum Schreiben. Gleich in dem ersten Band stirbt das Lieblingspferd Rinaldo der Reitschülerin Britta. Das gefiel mir so gar nicht und ich habe das Buch kurzerhand umgeschrieben. Leider gibt es das Manuskript nicht mehr. Dafür lagern aber noch alle meine Kinderbücher fein säuberlich in Kisten auf dem Dachboden.
Wenn Du morgen ein Kinderbuch verschenken würdest, nach welchen Kriterien würdest Du es auswählen?
Das kommt ein wenig auf das Alter des Kindes an. Wenn das Kind noch sehr jung ist und deshalb Bilderbücher infrage kommen, dann ist es mir die Aufmachung des Buches sehr wichtig. Mir sollte die Geschichte gefallen, aber auch die Illustrationen müssen dazu passen. Unsere Kinder haben eine Zeit lang jeden Tag dieselben Bücher zum Vorlesen angeschleppt. Wenn man dann das Buch selber nicht mag, macht auch das Vorlesen keinen Spaß und man kann die Begeisterung für das Lesen nicht rüberbringen.
Als unsere Kinder dann selber lesen konnten, habe ich sie die Bücher selber auswählen lassen. Ich habe relativ schnell gemerkt, dass die Bücher, die mir gefallen, nicht unbedingt den Kindern gefallen müssen. Und wenn man die Kinder büchersüchtig machen will, dann müssen sie Bücher lesen dürfen, die ihnen Spaß machen. Deswegen würde ich ein Buch verschenken, das entweder total lustig ist oder so spannend, dass man es nicht aus der Hand legen kann. Ein Buch zum Abtauchen, egal in welcher Lebensrealität das Kind sich gerade befindet.
Du schreibst selbst eine Kinderbuch-Serie. Worum geht es und warum hast Du es geschrieben?
In meiner Reihe „Almas geheimer Garten“ geht es um Mette und Theo, die Alma kennengelernt haben. Bei der alten Frau wurde eingebrochen und dabei der wurde ihr Garten komplett verwüstet. Darüber ist Alma sehr verzweifelt, denn in ihrem Garten wuchsen nicht irgendwelche Pflanzen, sondern das Ur-Gemüse, das es nur noch in Almas Garten gab. Da Alma kein Saatgut mehr hat, kann sie die Pflanzen nicht einfach neu aussäen.
Es gibt nur noch eine einzige Möglichkeit, um neue Samen zu besorgen: In Almas Garten steht ein magischer Tulpenbaum, mit dem man in die Vergangenheit reisen kann. Da Alma sich für solche Reisen zu alt fühlt, übernehmen Mette und Theo das. So suchen sie in der Steinzeit nach Samen der Pastinake, die dort Hammelmöhre heißt oder bei den Wikingern nach den Kernen der Saubohne (Dicke Bohne). Im neuesten Band geht es zu Goethe, der die Nachtkerze Schinkenwurz nennt und sie als Gemüse verzehrt.
Die Idee zu meiner Reihe ist in einem Urlaub entstanden. Unsere Kinder hatten damals mehrere Bände einer Reihe im Gepäck, in der es ebenfalls ums Zeitreisen ging. Das erste Buch hat mich damals noch total fasziniert. Spätestens nach dem dritten Buch war mir dann langweilig, weil alle Bücher nach demselben Muster schnell zusammengestrickt worden waren. Es wurden nur Klischees bedient, die sich auch in allen anderen Kinderbüchern finden. Damals habe ich mir gedacht, dass das auch anders gehen muss.
Zeitgleich habe ich damals meinen neuen Gemüsegarten geplant, in dem auch ein paar Gemüsesorten wachsen sollten, die nicht mehr in jedem Garten zu finden sind, z. B., Pastinaken und Mangold. Und aus diesem Gemisch ist dann die Idee für das Buch entstanden.
Wenn ich mich an ein neues Buch mache, dann nimmt die Recherche bestimmt zwei Monate in Anspruch. Ich bin dabei immer auf der Suche nach Kleinigkeiten, die aus der jeweiligen Zeit noch nicht so bekannt sind. Wer weiß denn schon, dass die Menschen in der Steinzeit quasi den Tauchsieder und den heißen Stein erfunden haben? Oder dass die Wikinger Schlittschuh gelaufen sind und ihre Wäsche gebügelt haben? Oder dass Goethe in seinem Garten Löwenzahn angepflanzt hat und dass die Kinder damals ihre Eltern siezten? Mir liegt es sehr am Herzen, die Kinder neugierig auf Geschichte zu machen und ihnen eine Idee, ein Gefühl für die damalige Zeit zu vermitteln.
Wer mehr über meine Bücher erfahren möchte, darf gerne auf meiner Webseite vorbeischauen. Dort gibt es auch Rezepte und Bastelideen zu den Geschichten. Auch über ein Like auf meiner Facebookseite Birgit Hedemann Autorin freue ich mich sehr.
Ein schönes Interview! Wir lieben diese Serie sehr. Wir haben die Hammelmöhre und den Schinkenwurz gelesen und ab morgen kann ich auch die Wikinger-Saubohne im Buchladen abholen. Wir freuen uns schon!
Die Britta-Reihe habe ich auch geliebt! 😉 Ich habe immer noch einen dicken Sammelband aller Bücher davon im Regal stehen…
Danke für das Interview! Es ist immer wieder spannend etwas über die Entstehung von Bücher zu lesen!