Sams Wal ist ein Zwerg-Pottwal. Er findet ihn am Strand, noch lebend. Sam will ihn retten und muss ihn dafür vor den Fischern beschützen, die in dem Wal nur eine Jagdtrophäe sehen.
Das Kinderbuch Sams Wal begegnete mir Ende der 80er Jahre in meiner Ausbildung zur Buchhändlerin zum ersten Mal. Meine Ausbilderin in der Kinderbuch-Abteilung hatte, ganz Kind ihrer Zeit, ein Faible für die anarchisch-lustigen Bücher wie Pippi Langstrumpf, Pettersson und Findus und Gretchen Sackmeier und für solche, die Kindern ein ökologisch-politisches Bewusstsein vermittelten. Mancher dieser Bücher wie das Atom-GAU-Drama „Die Kinder von Schewenborn“ fand ich damals und finde sie heute immer noch nahezu unerträglich.
Und Sams Wal?
Sams Wal ist anders, fast schon minimalistisch. Ein Junge und sein Hund, der Strand, der hilflose Wal, Fischer mit unschönen Absichten und ein junger Biologe – mehr Handlungsort und mehr handelnde Personen braucht Katherine Scholes nicht, um auf gerade mal 62 Seiten einen tiefen Einblick in die Psyche der Personen zu geben. Über jeder Seite steht mit unsichtbarer Tinte die Frage Wie hättest Du Dich entschieden? und doch erscheint nirgendswo ein erhobener Zeigefinger oder eine klare Festlegung, wer Recht hat.
Der Wal wird leben, aber einfach wird es nicht zu erreichen sein.
Meine Ausgabe von Sams Wal ist übrigens ein schönes, schlankes Hardcover mit Illustrationen von Quint Buchholz, das von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet wurde. Ob die aktuelle Taschenbuchausgabe noch alle Illustrationen enthält, weiß ich nicht. Die Webseite des Verlags schweigt sich dazu aus. Doch selbst wenn, würde sie in dem kleineren Format nicht mehr so wirken, wie in meinem Buch-Schatz. Würde der schmale Kinderroman heute erscheinen, bekäme er wohl kaum noch eine solch hochwertige, stimmungsvolle Ausstattung.
Angaben zum Kinderbuch:
Katherine Scholes
Sams Wal
Cover von Quint Buchholz
Originaltitel: The Boy and the Wale
empfohlen ab 9 Jahren
Ravensburger Verlag
ISBN: 978-3-473-52039-8
Unterrichtsmaterialien zum Buch Sams Wal
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Uh, aber der Apostroph … Ich fürchte, deswegen würde ich mir das Buch in einer Buchhandlung gar nicht näher anschauen.
Profi-Lektoren-Blick. 🙂 Zur Ehrenrettung des Verlags: das Foto zeigt die Ausgabe aus den 80er Jahren. Die aktuelle Ausgabe hat das nicht mehr.