Zum Glück schreibt Verena Reinhardt weiter. Ihre Geschichte um den Hummelreiter Friedrich Löwenmaul hat mich und viele andere Leser und Blogger begeistert. Nun heißt es Vorhang auf für die tollkühne Trude, ihres Zeichens Messerwerferin, und ihre entzückende Assistentin, die furchtlose Nelli.
Im wahren Leben verhält es sich aber andersrum: die Haselmaus Nelli sagt, wo es lang geht, und ist für das logische Denken zuständig. Die furchtlose Trude ist dann die Assistentin, die jedoch mit einer guten Intuition und der Fähigkeit, in brenzligen Momenten genau das richtige zu tun, gesegnet ist. Zusammen könnten sie die Cousinen von Sherlock Holmes und Dr. Watson sein.
Womit wir beim entscheiden Hinweis angelangt sind: das neue Buch von Verena Reinhardt ist kein Zirkusroman, keine Fantasy, kein Mädchenbuch, keine Fortsetzung des Hummelreiters (oder von allem nur ein ganz klein wenig). Es ist ein ganz klassischer Krimi, der mit logischem Denken, Talent und Glück gelöst wird.
Zeppelin, Zirkus – und doch ein klassischer Krimi
Dafür erschafft Verena Reinhardt eine typische Krimi-Situation: eine Gemeinschaft, deren Mitglieder sich schon lange kennen, und ein Tatort, von dem keiner weg kann. Jeder ist verdächtig. Aber wer könnte ein Motiv haben und wie soll die Tat vollzogen werden?
Der Zirkus fliegt mit einem Zeppelin durch die Nacht, die untypisch dunkel ist. Der Pilot verliert die Orientierung und gerät in Panik, die sich auf alle Zirkusartisten überträgt. Alle Zirkusvorstellungen gehen schief. Fast wäre Nelli von Trudes Messern getroffen worden! Statt logische Erklärungen zu suchen, unken und munkeln die Zirkusmitglieder im Dunkeln. Stecken geheimnisvolle Nirgendwohner hinter allem?
Nur Nelli glaubt das nicht. Zusammen mit ihrer Freundin Trude und ihren Cousinen, den hyperaktiven Zwergsiebenschläfern Mariechen, Lotte und Kläri, wird sie den Fall zusammen puzzeln und lösen. Da es ein Kinderkrimi ist, kann der Leser jederzeit mitraten und an einigen Stellen hat er sogar einen fairen Wissensvorsprung. So macht klassische Detektivarbeit Spaß!
So viele Mädchen – ja ist das auch was für Jungs?
So ganz nebenbei führt Verena Reinhardt mit ihren Figuren auch die ganze Diskussion um Bücher für Jungs / Bücher für Mädchen ad absurdum. Dafür könnte ich sie knutschen!
Wenn die Figuren Haselmäuse, Hirschkäfer und Zwergsiebenschläfer sind, löst sich die Frage nach dem Geschlecht schon mal auf. Wenn sie dann noch so seltsame Berufe wie Gewichtheber, Trapezkünstler und Messerwerfer ausüben, wird die Handlung sowieso aus jeglicher Realität, die an Geschlechter-Rollen gebunden sein könnte, herausgehoben.
Solche Überlegungen merkt man dem Buch jedoch nicht an. Es ist einfach eine verdammt spannende Geschichte, die vielleicht einen Ticken zu lange braucht, um in die Gänge zu kommen. Dafür nimmt sie dann wunderbar an Fahrt auf und ermöglicht es dem Leser jederzeit, selbst mit zu raten, wer denn der Täter sein könnte und wie er all das arrangiert hat.
Weitere Infos zum Kinderbuch:
Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger
Cover von Eva Schöffmann-Davidov
empfohlen ab 10 Jahren
Beltz & Gelberg
ISBN: 978-3-407-82320-5
Meine Rezension zu „Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul“ hier auf meinem Blog