Sehnsucht kann jedem passieren. Ganz unverhofft springt sie einen an und nistet sich ein. Sehnsucht bringt das gewohnte Leben durcheinander und man beginnt, Dinge zu tun, die man sich nie zugetraut hätte.
So ergeht es Frida, einem ganz normalen Mädchen. Sie entdeckt beim Nachbarn ein Foto, dass ihn in Afrika zeigt, wie er auf einem Elefanten reitet.
Afrika war bisher nur ein Wort für sie. Doch dieses Bild lässt sie nicht mehr los und so wird Afrika zur Sehnsucht, die gelebt werden will. Eines Morgens geht Frida nicht zur Schule, sondern macht sich auf den Weg nach Afrika.
Doch die kleine Frida ist wahrlich keine Abenteurerin. Sie ist ein ganz normales Mädchen; ein bisschen vernünftig, ein bisschen verträumt, ein bisschen verspielt, ein bisschen beherzt. So wird sie auch den ganzen kleinen Roman hindurch bleiben und genau das rechne ich Antje Damm hoch an. Sie erzählt ihre Geschichte durch und durch realistisch.
Frida wird Afrika finden – mitten in Deutschland. Es ist ein ganz privates, sehr menschliches Afrika; eines, dass den Blick des Lesers ändert. Ab jetzt wird er hinter jedem Menschen, der offensichtlich aus einem fremden Land kommt, eine Geschichte erahnen. Und er wird die Sehnsucht spüren: die des Menschen, der seine Heimat verlassen musste, genauso wie seine eigene Sehnsucht nach diesem fremden Land.
Mit dem wunderbaren Schluss, der genauso ein Abschluss ist wie er offen bleibt, sorgt Antje Damm dafür, dass die Geschichte weiter erzählt werden will. Die Sehnsucht wird weiterleben.
Infos zum Kinderbuch:
Antje Damm – Text und Illustrationen
Kleines Afrika
Tulipan Kleiner Roman
empfohlen für Kinder ab 7 Jahren
Tulipan Verlag
ISBN 978-3-86429-274-3
Kleine Anmerkung zum Schluss:
Aber ist „Kleines Afrika“ nun ein kleiner Roman oder nicht doch eher eine kleine Novelle? Dann wäre die Begegnung mit dem mit dem Elefanten-Foto die unerhörte Begebenheit, die die ganze Geschichte ins Rollen bringt.
Novelle oder Roman – diese Frage überlasse ich gerne dem Feuilleton, sofern es noch existiert, und den literaturwissenschaftlich orientierten Bloggern, sofern sie sich überhaupt mit Kinderbüchern befassen.
Ja, die Überschrift hätte ich sorgfältiger formulieren können. Doch der Fehler liegt bei mir, nicht beim Buch.
Afrika ein Land und „ganz normale Mädchen“ keine Abenteurerinnen?!?
Ein vorurteilsbewusstes Kinderbuch sieht anders aus!