Ali Mitgutsch, bekannt für seine Wimmelbilderbücher, kann auch ganz anders. Dabei sind er und seine Bilderbuchfigur Herr Kringel so ganz Kind ihrer Zeit.
Herr Kringel macht nicht mit. Er mag keine Sachen wegwerfen, die eigentlich noch brauchbar sind, nur um sich neue Sachen anzuschaffen, von denen er sich nicht sicher ist, ob er sie braucht.
So sammelt er das, was seine Nachbarn über den Zaun in seinen Garten werfen. Immer voller wird sein Haus, bis er noch nicht mal mehr an seine eingemachten Aprikosen kommt. Und nun?
Nun kommen die Kinder. Ein Kind braucht ein Rad, ein anderes einen Besenstil und ein drittes etwas alten Vorhangstoff für ein Puppenkleid. Bei den Eltern bekommen sie das nicht, denn da wurde ja alles weggeworfen. Wie gut, dass Herr Kringel all das hat.
Ab jetzt wird gebastelt und gewerkelt, um dann mit all dem frei zu spielen. Auch das ist so typisch für die Zeit. Ein wenig anti-autoritär geht es in der Geschichte zu, denn die Kinder haben ihre Eltern nicht um Erlaubnis gefragt, ob sie zu Herrn Kringel dürfen. Zudem bleiben sie immer häufiger über die Abendbrot-Zeit hinaus weg.
Am Ende des Buches wird in großer Runde diskutiert. Im Plenum lässt sich alles lösen. Das Ergebnis? Die Kinder dürfen spielen, es wird weniger weggeworfen und
Mit der Zeit wurde er (Herr Kringel) fast jedermanns Freund. Und das hatte er sich immer gewünscht.
Doch von welcher Zeit rede ich hier eigentlich? Das Bilderbuch „Warum macht Herr Kringel nicht mit?“ erschien 1973. Upcycling und Reparatur-Cafes mögen heute modern sein, die Probleme und Lösungsansätze sind jedoch viel älter.
Auf dem letzten Bild steht auf Herr Kringels Tisch neben seinem Faulenzer-Stuhl eine Flasche Wein. Ob das heute, in einer Zeit in der Pumuckl kein Bier mehr trinken darf, immer noch so wäre?
Angaben zum Bilderbuch:
Warum macht Herr Kringel nicht mit?
Ravensburger Kinderklassiker
empfohlen ab 4 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN 978-3-473-44661-2
Die Wimmelbilderbücher von Ali Mitgutsch erscheinen seit Jahr und Tag bei Ravensburger. In der Reihe Ravensburger Kinderklassiker erschienen ist das Bilderbuch von Ali Mitgutsch „Die Hexe und die 7 Fexe“ . Mehr über den Künstler und sein Leben erfahrt Ihr in seiner Biographie „Herzanzünder – Mein Leben als Kind“.
Ich bin Jahrgang 1971.
Ich bin Frau Kringel.
Sogenannter ‚Müll‘ hilft mir beim „Spurenlesen“.
Ich bin ein „geordneter Messie“.
Ich liebe es, zu beschenken.
Das Buch „Herr Kringel macht nicht mit“ habe ich geliebt.
Herr Kringel selbst baut ‚Maschinen‘ aus den Sachen, die von den Nachbarsleuten über die Zäune geworfen und so „entsorgt“ werden.
Er malt alles weiß an. Er „tüncht“ alles mit weißer „Tünche“.
So lernte ich ein herrliches neues Wort.
Dann das schönste: alle Kinder der Nachbarschaft malen die gebauten Konstruktionen bunt an.
Es erinnert an Jean Tinguely.
So ist es in meiner Erinnerung, und es ist herrlich!
Kinder achten nicht auf Weinflaschen – vielleicht wenn die Eltern alkoholkrank sind.
Dass Herr Kringel nicht an seine von ihm geschätzten und vermutlich selbst eingelegten Aprikosen kommt: das ist schrecklich.
Schenkte mir jemand die Originalausgabe von bzw. mit Herrn Kringel – ich wäre glücklich.
Utta Christiane Eisenberg
Braunschweig
Danke für deinen wunderbar poetischen Kommentar!
schön geschrieben
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