Gute Kindergeschichten sind vielschichtig und bieten dem Leser ganz individuelle »Einflugschneisen« an, die ihm einen persönlich passenden Einstieg in die Geschichte ermöglichen. Am besten funktioniert hier eine Mischung aus Geschichten-Einflugschneisen, die man erwartet, und solchen, die überraschend kommen – so wie beim Waldschrat.
Die großen Einflugschneisen sind bei diesem Kinderbuch natürlich der Wald, die Tiere, Freundschaft, das draußen spielen und aktiv sein. Die schrullige und höchst agile Figur des Waldschrats und der Slapstick, der sich aus seinem Charakter ergibt, ist ein weiterer Anknüpfungspunkt – wer gerne lacht, wird diese Figur lieben. Sie könnte fast Pettersson und Findus in einer Person sein: immer in Bewegung, ein wenig erwachsen, aber nicht zu sehr, sehr emotional und voller überraschend Einfälle und Lösungsansätzen. Auch der durch und durch sympathische Tom bietet viel Identifikationspotential für Kinder: ein Held wider Willen, einer, der einfach nur ein guter Mensch sein möchte.
Und dann gibt es noch die unerwarteten Einflugschneisen und Anknüpfungspunkte, von denen ich Euch zwei vorstellen möchte.
Geblümte Gummistiefel für alle!
Eine für mich völlig unerwartete Einflugschneise in die Geschichte ist für mich dieses Paar Gummistiefel.
Dazu habe ich die Autorin Claudia Mende befragt:
Liebe Claudia, das war für mich der Punkt, an dem das Buch endgültig und für alle Zeiten mein Herz erobert hatte. Der Waldschrat findet den rosa Gummistiefel klasse und versteht nicht, warum er so etwas nicht tragen sollte. Wie bitte bist Du auf diese Idee gekommen?
Wie Du sicherlich mitbekommst, versuche ich gegen Dogmen anzugehen. Nur, weil das immer so gemacht wurde, muss es ja nicht gut sein. So und dann hat man mit dieser Einstellung ein kleines Bündel im Arm und schwört sich, es so gut wie möglich vorurteilsfrei zu erziehen. Und dann kommt der Dreikäsehoch aus dem Kindergarten und sagt, dass nur Mädchen mit Puppen spielen. Weil wir einfach nicht isoliert leben, sondern Gesellschaftstiere sind. Das heißt aber nicht, dass ich das so hinnehmen muss, sondern immer mal so zwischendurch zum Nachdenken anregen möchte.
Übrigens wusstest Du, dass früher die kleinen Prinzen in rosa gehüllt wurden? Das galt nämlich als kleines rot, und rot war die Farbe der Königswürde… Und Mädchen wurden blau angezogen, da blau als Farbe der Unschuld war (Jungfrau Maria trug blau). Übrigens wurde das Brautkleid erst in den Zwanzigern weiß, vorher war es blau.
Was mir daran ja besonders gut gefällt ist, dass das eine Episode am Rande ist. Es wird nicht diskutiert, ob eine Aufteilung in Mädchen- und Jungs-Farben sinnvoll ist. Einfach dadurch, dass Tom diese Norm verinnerlicht hat und der Waldschrat sie nicht kennt, entsteht eine urkomische Situation, die lange nachwirkt.
Warum Vater, Mutter, Kind nicht immer die beste Lösung ist
Dem zweiten Thema, dass ich in einem Wald-Buch nicht erwartet hätte, hast Du mehr Raum gegeben. Toms Eltern streiten sich und er hat Angst, dass sie sich bald trennen werden. Die Tiere nehmen Tom die Angst, in dem sie erzählen, dass ihre Familien auch nur sehr selten aus Vater, Mutter, Kind bestehen und es allen Familienmitgliedern damit sehr gut geht.
Warum wolltest Du das Thema im Buch haben?
Wie meistens, man ist selber betroffen. Mein Sohn war fünf als ihn die Trennung der Eltern aus seiner bis dahin Bilderbuch-Kindheit herausriss. Da ich persönlich oft Antworten aus Büchern bekam, suchte ich im Buchladen ein passendes Kinderbuch. Da stand ich dann vor dem thematischen Regal bei Dussmann. Doch nur Ratgeber für Eltern, nichts Kindgerechtes. Tja, so musste ich halt selber was schreiben …
Mittlerweile gibt es schon Kinderbücher, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Doch leider versuchen die meisten eine Lösung anzubieten, beispielsweise wie das Kind den neuen Mann der Mama akzeptieren muss. Doch für diese Probleme gibt es keine universelle Lösung. Es gibt aber eine Erklärung. Um die Zeigefinger-Mentalität aus der Erklärung heraus zu bekommen, begab ich mich wieder in den Wald und bemühte die Tiere, um die einzelnen Lebensmodelle zu beschreiben. Weißt Du eigentlich, dass es kein Mama-Papa-Modell in der Natur gibt? Ich hätte auch sehr gern den alleinerziehenden Vater beschrieben, aber das einzige Tier, welches dies macht, bekam ich einfach mit aller Fantasie nicht in unseren Wald: das Seepferdchen 😉
Und wer sagt denn überhaupt, dass das Mama-Papa-Familie das ultimative Modell ist? Wenn man bedenkt, wie lange es die Menschheit gibt und dann vergleicht, wie lange erst das klassische Familienbild existiert … Nur weil wir gesagt bekommen, so sieht der Idealfall aus, muss das nicht glücklich machen. Kindern ist es eigentlich egal, wie Mama und Papa leben, solange sie sich nicht streiten, die Kinder die Sicherheit geliebt zu werden haben und ihr Grundvertrauen gestärkt wird.
Doch in »Tom und der Waldschrat – Der Rat der Tiere« steckt noch viel mehr!
Deswegen stellen wir das Kinderbuch mit einer Blogtour detailliert vor. Schaut auch hier vorbei:
- Tom und der Waldschrat: Von Himmelsseen und bunter Knete. Interview mit der Autorin Claudia Mende
9. April – Kinderbuchlesen - Der Waldschrat – wer ist das eigentlich?
10. April – Kinderbuch-Detektive - Warum Umweltschutz gar nicht »eighty« ist
12. April – biber-butzemann-Blog - Wie der Waldschrat zu seiner Unterhose kam – Interview mit der Illustratorin Mele Brink
13. April – Geschichtenwolke - Gewinnspiel bei Edition Pastorplatz auf Facebook
14. April – Edition Pastorplatz auf Facebook
Jawohl, Ihr habt richtig gelesen: Zum Abschluss der Blogtour findet ein Gewinnspiel statt. Dafür müsst ihr auf allen teilnehmenden Blogs und auf der Facebook-Seite der Edition Pastorplatz eine Gewinnspielfrage beantworten.
Hier kommt meine Frage – schreibt Eure Antwort bitte hier als Kommentar::
Welche Farbe haben die Blümchen auf dem Gummistiefel?
Und das könnt ihr gewinnen:
- 1. Preis: Signierte Ausgaben beider Waldschrat-Bücher und eine Originalzeichnung von Mele Brink
- 2. Preis: signierte Ausgabe beider Waldschrat-Bücher
- 3. Preis: ein signiertes Waldschratbuch
- 4. und 5. Preis: je ein Waldschrat-Buch
Die Teilnahmebedingungen findet ihr beim Verlag Edition Pastorplatz, die Auslosung erfolgt über deren Facebook-Seite. Daher ergänzen wir: Dieses Gewinnspiel steht in keinerlei Verbindung zu Facebook und wir in keiner Weise von Facebook gesponsert, unterstützt oder organisiert. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt ihr euch mit den Bedingungen einverstanden.
Wir – Blogger, Autorin, Illustratorin, Verlag, Tom, Waldschrat und die Tiere – wünschen euch viel Glück!
Infos zu den Kinderbüchern:
Claudia Mende – Text
Mele Brink – Illustration
Tom und der Waldschrat – Band 1
Tom und der Waldschrat – Band 2
Der Rat der Tiere
Mehr über Tom und der Waldschrat erfahrt ihr hier auf dem Blog in meiner Rezension.
Am Monitor ist das ja immer ein bisschen uneindeutig. Aber sie sehen mehr gelb als weiß aus.
Hallo,
die Blümchen auf dem Gummistiefel sind gelb.
Was für eine schöne Geschichte!
Liebe Grüße!
Die Blümchen auf dem Gummistiefel des Waldschrats sind gelb.
So süße, realitätsbezogene Geschichten! ❤️
Die Blumen auf dem süßen Stiefelchen sind gelb.
Würden uns riesig über einen Gewinn freuen! Daumen sind fest gedrückt!
Geblümte rosa Gummistiefel sind super.