Pelikan Marvin hat das faule Leben entdeckt. Fische fangen ist ihm zu anstrengend geworden. Er fliegt nicht mehr mit den anderen Pelikanen auf das weite Meer hinaus, er bleibt lieber am Hafen und klaut den Fischern die Beute. Manchmal ist ihm auch das zu anstrengend. Dann stibitzt er Baby-Pelikanen den Fisch aus dem Nest.
Natürlich kann das nicht lange gut gehen. Pelikan Marvin wird unvorsichtig und bringt sich in eine missliche Lage.
Ausgerechnet der Fischer wird ihm helfen und der ehemals freche Pelikan wird von nun an reumütig mit den anderen auf das Meer hinausfliegen, sich seine Nahrung selbst fangen und ab und an sogar den Baby-Pelikanen etwas abgeben.
Ich mag die Zeichnungen von Michael Späth, die sich ganz souverän und leichtfüßig an der Grenze zwischen Comic, Baby-Pappbilderbuch und Bilderbuch bewegen. Die nackten Baby-Pelikan, die sich auf den Seiten immer wieder dazwischen schieben, muss man einfach liebhaben.
Die Geschichte greift Naturbeobachtungen auf, die man auf Familienausflügen am Meer oder auch in der Großstadt machen kann. Warum will die Möwe mein Fischbrötchen klauen? Was will der Spatz mit meinen Kuchenkrümeln? Ist das gut für die Vögel, wenn sie Menschennahrung stibitzen?
Nein, ist es nicht. Der Pelikan Marvin erfährt das am eigenen Leib.
Doch warum wird diese Geschichte ausgerechnet mit einem Pelikan als Helden erzählt? Warum nicht ein Spatz oder eine Möwe? Vielleicht hätte es dann als maritimes, norddeutsches Bilderbuch eine Chance in einem großen Bilderbuch-Verlag bekommen.
So ist es eines dieser liebenswerten Werke eines Self-Publishers geworden, das seinen Charme gerade daraus bezieht, dass es sich der stromlinienförmigen Anpassung an eine vom Verlag vielleicht nur vermutete Zielgruppe verweigert.
Michael Späth
Marvin, der freche Pelikan
Verlag Spathworks
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