Häuser sind zum Bewohnen da, nicht zum Anschauen. Genau das ist das Problem, wenn wir uns heute Bauhaus-Häuser ansehen: Sie sind ein Museum und es braucht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Menschen darin gelebt haben.
Wenn es Fantasie braucht, sind Bücher nicht weit. In der Reihe Bilderbande sind mittlerweile einige Kinderbücher erschienen, die uns das Bauhaus spielerisch und sehr direkt erleben lassen: »Was ist das Bauhaus?«, »Wer wohnt in weißen Würfeln?«, »Wie kommt das U-Boot in den Garten?« und jetzt »Die Bauhaus-Stadt«.
Bauhaus für Kinder erklärt
Stadt, das ist mehr als Wohnen. Deswegen geht es diesmal nicht nur um die bekannten Meisterhäuser, die Villen der Bauhaus-Lehrer. In diesem Buch werden auch Zweckgebäude wie die Trinkhalle, das Arbeitsamt und das Restaurant Kornhaus vorgestellt und – was mir besonders gelungen erscheint – die Mietwohnungen im Konsumgebäude und in den Laubenganghäuser.
So bekommen wir einen guten Überblick über alle Themen, mit denen sich die Bauhaus-Architekten und Künstler beschäftigt haben, und darüber, wie ihre Ideen das Leben der Menschen in einer Stadt wie Dessau beeinflusst haben.
Bei so einem Thema spielen natürlich die Illustrationen eine besondere Rolle. Auch dabei geht das Buch einen ganz eigenen Weg: Es werden erstaunlich wenig Details gezeigt. Die Gesamtwirkung steht im Vordergrund. Birgit Schössow gelingt es sehr gut, mit nur einem Bild das Besondere am Gebäude herauszuarbeiten.
Eine Abenteuerreise nach Dessau
Ein Schwachpunkt ist für mich der äußere Rahmen der Handlung. Max bekommt zu seinem zehnten Geburtstag unter anderem einen Gutschein für eine »Abenteuerreise nach Dessau« geschenkt. Er fragt sich, warum er schon wieder in diese langweilige Stadt mit den »bettlakenweißen« Häusern soll, in der sie schon ein paar Mal waren. Auch wenn dieser Einstieg eine Seite später, bei der Anreise mit dem Schiff, vergessen ist, finde ich es ungeschickt, mit so einer Enttäuschung zu beginnen.
Doch danach geht alles Schlag auf Schlag und der mehrtägige Aufenthalt in Dessau macht Max und seiner Schwester Spaß. Überall treffen sie nette Menschen, die Anekdoten über das Bauhaus erzählen können, und deren Leben heute noch vom Bauhaus geprägt wird.
Zum Schluss lernt Max Julian kennen, der in einem Laubenganghaus wohnt. Die Jungs verstehen sich auf Anhieb blendend. So erfahren wir, wie es sich anfühlt, heute in einem Haus von damals zu leben.
Danach ist klar: Das Bauhaus ist nichts Abstraktes. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und sein Leben. Das, was sich die Bauhaus-Künstler damals ausdachten, hat nicht nur Spuren hinterlassen. Viele ihrer Ideen prägen unser heutiges Alltagsleben.
Angaben zum Buch:
Ingolf Kern
Birgit Schössow – Illustrationen
Die Bauhaus-Stadt
empfohlen für Kinder ab 8 Jahren
E.A. Seemann
Bilderbande
Rezension bei Janetts Meinung
Mehr Kinderbücher zum Thema Architektur hier auf meinem Blog.
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