Die Geschichte vom Wullefump ist ein ganz flunderbares Kinderbuch. Damit hätte ich schon den ersten guten Grund genannt, warum wir Wullefump – die Reise ans Meer von Henry Sperling mit dem Buchkönig Kinderbuchpreis auszeichnen: Wortwitz.
Es gibt Geschöpfe wie lila Knadderkarpfen und Fiesmuscheln, Wortschöpfungen wie Fan-tas-fisch und eben flunderbar.
Wortwitz ist in Kinderbüchern meist ein schwieriges Element. Manchmal ist er zu erwachsen konstruiert oder er wird so häufig eingesetzt, dass er die Geschichte sprengt und sich die Kinder nur noch von Witz zu Witz hangeln. Nicht so in diesem Kinderbuch! Hier bringt er Schwung in die Geschichte, sorgt für lebendige Charaktere und gibt der Handlung Tempo und Rhythmus.
Das Miteinander der Helden ist der zweite gute Grund, warum dieses Kinderbuch den Buchkönig verdient hat. Der gutmütige Wullefump, die hyperaktive Möwe Maxismus und der eher schüchterne Bauer Schlocke könnten unterschiedlicher kaum sein. Doch nur dank dieser Unterschiedlichkeit und dank ihrer Empathie und ihrem Mut, können sie ein so großes Projekt wie die Reise des Wullefumps ans Meer überhaupt angehen.
Das hier ist übrigens der Wullefump, der so ganz alleine im Süffelsee lebt:
Als dritten guten Grund möchte ich die Art und Weise nennen, wie der Umgang mit der Angst thematisiert wird. Dafür ein Beispiel: Wullefump hat immer im See gelebt. Ohne seinen Möwenkumpel Maximus wäre er nie auf die Idee gekommen, einmal den Kopf über Wasser zu strecken. Wullefump traut sich erst mal nicht. Über Wasser zu atmen ist für die Leser die normalste Sache der Welt. Aber ist das nicht immer so, dass das, was dem einen Angst macht, für den anderen die leichteste Sache der Welt ist? Maximus reagiert äußerst sensibel. Er redet die Angst nicht klein, sondern begleitet seinen Freund durch die Angst. Und siehe da: Zumindestens für ein paar Minuten kann auch ein Wullefump über Wasser atmen. Das genügt, um die Umsetzung des verwegenen Plans, der eine Segelregatta, ein großes Fass Fassbrause und einen roten Traktor enthält, anzugehen.
Die Geschichte vom Wullefump und seiner Reise ans Meer entwickelt sich in einer Art, wie wir es aus guten Zeichentrickfilmen kennen. Dramatik wird in Lachen aufgelöst, auf Tempo folgt eine ruhige Szene, die Charaktere sind skurril, durchleben aber eine Wandlung. Damit ist Wullefump von Henry Sperling auch ein Buch für Kinder, die lesen sonst eher langweilig finden und lieber Filme schauen.
Miriam vom Geschichtenwolke Blog schreibt in ihrer Begründung:
Es wird am Rande auch thematisiert, was die Menschen so alles wegschmeißen. Der positive Wullefump nutzt diese Dinge für sein Leben in der Süffelsee, aber eigentlich gehören Autoreifen, Wecker und andere Gegenstände natürlich nicht dort hin. Auch die Möwe pickt für sich die positiven Aspekte aus dem Konsumverhalten der Menschen heraus. Die Menschen leben im Überfluss und schmeißen ständig jede Menge Essen weg. Die Möwe ernährt sich davon.
Geschichtenwolke Blog
Und Wenke vom Blog Kinderbibliothek ergänzt:
Eine Leichtigkeit schwebt über allem. Und doch gibt es auch diese ernsten, eindringlichen Momente: die Einsamkeit Wullefumps, das Anderssein von Schlocke. Die Themen Mut, eigene Identität, Akzeptanz, Helfen, ein gutes Miteinander, Frage nach Zugehörigkeit und Heimat verarbeitet Sperling in seinem Kinderbuch grandios in einer unterhaltsamen, vergnüglichen, aber auch mal nachdenklichen Abenteuergeschichte.
Blog Kinderbibliothek
Wir gratulieren Henry Sperling, der Möwe Maximus, dem Bauern Schlocke und dem Wullefump zum Buchkönig Kinderbuchpreis und stoßen mit einem Glas prickelnder Fassbrause an!
Mehr zum Buchkönig:
Was ist der Buchkönig Kinderbuchpreis? Und wer wurde bisher ausgezeichnet?
Infos zum Buch findet ihr hier beim Verlag und hier auf Youtube:
Bibliographische Angaben:
Henry Sperling – Text und Illustrationen
Jens Böttcher – Wortspielartist
Wullefump – die Reise ans Meer
Verlag Schwarzweissradio
Tolle Buchvorstellung. Sehr interessant.