Anton taucht ab von Milena Baisch ist ein perfektes Kinderbuch für den Sommer. Aber das ist längst noch nicht alles, es ist auch noch so viel mehr.
Seine Großeltern haben ihm einen Badeurlaub auf dem Campingplatz versprochen. Doch als Anton ankommt, muss er feststellen, dass es keinen Swimmingpool gibt – nur einen See mit Steg und Sandstrand.
Anton ist entsetzt! So ein See hat dunkles Wasser, monströse Schlingpflanzen, Fische, die Menschen anknabbern …
Kurz: ein See ist das ekligste, das Anton sich vorstellen kann. Niemals würde er auch nur einen großen Zeh in so eine Pissbrühe stecken!
Natürlich kann ein cooler Junge wie Anton nicht zugeben, dass er den See eklig findet. Das würde ja fast so klingen, als hätte er Angst.
Ab jetzt braucht Anton 1000 gute Gründe, um seinen Großeltern und den anderen Kindern zu erklären, warum er nicht badet. Schnell verheddert er sich in seinem Geflecht aus coolen Sprüchen, Tagträumen, Ausreden und einer Notlüge.
Ungewöhnliche Erzählperspektive
Anton erzählt seine Geschichte selbst. Im letzten Satz des Buches erfährt man dann auch, wem er sie eigentlich erzählt – aber diese zusätzliche Pointe verrate ich hier nicht. Überhaupt möchte ich nur wenig über die Handlung erzählen, weil ich sonst dem Leser viel Spaß und viele Überraschungen vorweg nehmen würde.
Durch Antons eigene Stimme ist das Buch herrlich direkt. Man lebt, lacht und leidet mit ihm und kann selbst seine seltsamsten Entscheidungen verstehen. Anton ist ein sehr ehrlicher Erzähler, der offen zugibt, wenn er Mist baut. Verurteilen mag man ihn als Leser dann wirklich nicht, aber zwei, drei Alternativen hätte man immer für ihn parat.
Für mich als erwachsene Leserin war das Besondere an Anton taucht ab die Innensicht in ein pubertäres Hirn. Ja, genau so – all die Tagträume, Ungeschicklichkeiten, Hoffnungen, Lach- und Wutanfälle – genau so ist das in dem Alter. Milena Baisch gelingt es, selbst einen Wutanfall von Anton, bei dem er erst Stühle durch die Gegend wirft und dann schmollend unter dem Wohnwagen sitzt, so zu beschreiben, dass man zwar lachen muss, sich aber trotzdem nicht über Anton lustig macht.
Coole Sprüche, ein Anti-Held und ein Einblick in die Wirren der beginnenden Pubertät – auch das beschreibt das Kinderbuch Anton taucht ab noch nicht umfassend. Dieses Buch bietet so viele Ansätze zum Lachen, Nachdenken und darüber reden. Warum verhalten sich Menschen manchmal komisch? Hat jemand, der Action-Serien schaut und am Computer spielt, wirklich keine Ahnung von Natur? Wie entstehen Freundschaften? Hast Du schon mal spontan beim ersten Anblick beschlossen, jemanden nicht zu mögen? Wo ist die Grenze zwischen einem Witz und einer Verletzung? Oder auch: was war dein peinlichstes Ferienerlebnis – würdest Du darüber reden?
Kinderbuch an der Grenze zum Jugendbuch?
Der Verlag empfiehlt das Buch ab 9 Jahren. Da bedarf es meiner Meinung nach Augenmaß: Leser, die eigentlich noch Kinder sind, können eventuell mit Antons pubertären Verhalten und seinen coolen, manchmal etwas derben Sprüchen noch nichts anfangen. Für alle Kinder, bei denen sich die ersten Anzeichen von Vorpubertät bemerkbar machen – gut zu erkennen daran, dass die Eltern schwierig werden -, passt dieses Kinderbuch perfekt!
Angaben zum Kinderbuch:
Anton taucht ab
Illustrationen von Elke Kusch
empfohlen ab 9 Jahren
Beltz Verlag
978-3-407-74391-6
- Papillonis liest über ihre Erfahrungen mit Anton taucht ab als Klassenlektüre
- Deutscher Jugendliteraturpreis 2011, Sparte Kinderbuch
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Das erinnert mich irgendwie an „Kuschel und die Sommerferien“, das meine Tochter gerade liest. Da ist auch nicht ganz klar, ob es für Kinder oder Jugendliche gedacht ist, was aber eher an dem teilweise gehobenen Wortschatz liegt, als an derber Ausdrucksweise.
Egal, sie findet’s jedenfalls lustig.
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