Es werde Nordlicht! Gast-Rezension: Bilderbuch-Tipp von The little queer review

Bilderbuch: Das Nordlichtwunder

Zugegeben, während dieser winterlichen Zeit bin ich immer ein wenig hin- und hergerissen. Mich anzuziehen wie eine Zwiebel (und am Ende des Tages schlimmstenfalls ebenso zu riechen) finde ich nicht sonderlich ansprechend; einen Spaziergang bei kalter, klarer Luft hingegen schon. Dass es so früh dunkel wird, geht mit unter der Woche gehörig gegen den Strich, vor allem, wo wir doch alle Energie sparen wollen und sollen; am Wochenende hingegen gebe ich mich gern entspannter Gemütlichkeit hin.

Das ganze Weihnachtsgehabe kann mir größtenteils gestohlen bleiben, überteuerter Staubfänger-Tinnef sowieso; indirektes Licht und geschmackvolle Dekoration weiß ich allerdings sehr zu schätzen. Bücher, die nur für den Bruchteil eines Jahres von Relevanz erscheinen und im kommenden Jahr am Besten noch durch das gleiche Thema in aktualisierter Aufmachung ersetzt werden sollen, empfinde ich als unhöflich (aka Verarsche).

Funkelnde Bilder, tanzende Worte

Doch muss mitnichten alles Winterliche gleich weihnachtlich sein, kann stattdessen zeitlos-zauberhaft und gar ganz bewusst daherkommen. Das ist im Fall von Yuval Zommers, hierzulande bei arsEdition erschienenem, Bilderbuch „Das Nordlichtwunder“ der Fall, das uns auf 32 Seiten mit den Polarlichtern durch den schneebedeckten Wald und über die Arktische See wandern oder eher tanzen lässt.

Ein Tanz auch in Worten, denn die von der freischaffenden Dichterin Cornelia Bosse beinahe funkelnd ins Deutsche übertragenen Texte in Reimform sind bis auf wenige Ausnahmen so stimmig, dass mensch sie schnell im Kopf behalten haben und seine eigene Melodie dazu anstimmen dürfte. Das Highlight des Bandes, der schon mit aufwendig strukturiertem Cover daherkommt, sind aber natürlich die so liebevollen und detailreichen wie eigenen Zeichnungen Zommers.

Irgendwo ist immer Winter

Wenn etwa eine Eule leicht irritiert gen Himmel schielt, Schneehäschen tanzen, als wollten sie Basketball spielen, sich Robben und Paradiesvögel zum Polarlichter-Tanz treffen, „der Moschusochse schimmert“, diverse Vögel auf einem Rentiergeweih ausharren oder die einzig geschlossenen Augen, die der einheimischen Menschen sind, ist das schon alles sehr individuell. Was eindeutig die eindrucksvolle und zeitlose Atmosphäre von „Das Nordlichtwunder“ ausmacht.

Zusätzlich kann noch angeführt werden, dass der Band ebenso ein Bewusstsein für unsere Umwelt schafft (noch bis zum 19. Dezember findet in Montreal übrigens die 15. UN-Weltnaturkonferenz statt) und sich nicht dem weihnachtlichen Kommerzgedanken hingibt, der durchaus gern Kinder- und Bilderbücher heimsucht. Überhaupt ist es eine Winter- und keine Weihnachtsgeschichte, funktioniert also ebenfalls, wenn’s über Ostern kalt ist. Und irgendwo ist sowieso immer Winter.



Gastbeitrag von Alexander Schramm von The little queer review

Alexander Schramm liest, schreibt, schläft und isst (im Winter gern Eintopf und Raclette). Und manchmal schreibt er Gast-Rezensionen für andere Buch-Blogs – oder lädt Blogs wie meinen zu sich ein:
Astronautenkinder – meine Gast-Rezension bei The little queer review


Infos zum Bilderbuch:

Yuval Zommer
Aus dem Englischen von Cornelia Bosse
Das Nordlichtwunder

Empfohlen für Kinder ab 3 Jahren

Verlag Ars Edition


Winter, aber nicht Weihnachten – und trotzdem wundervoll! Bilderbücher, die gut dazu passen:

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