Manchmal habe ich den Eindruck, dass es mehr lesende Kinder als lesende Erwachsene gibt.* Möglicherweise sehen das Lorenz Pauli und Miriam Zedelius ähnlich, denn in ihrem Bilderbuch Oje, ein Buch! treffen wir auf Frau Asperilla, die mit einem Buch so gar nichts anzufangen weiß. Gut, dass es den kleinen Juri gibt, der ihr alles zeigen kann. Die erste Lektion lautet: Aufschlagen und Vorlesen. Die zweite: Umblättern, nicht zur Seite wischen!
Damit wäre schon mal geklärt, wofür ein Buch gut ist und wie man es motorisch handhabt. Doch natürlich besteht ein Buch aus mehr, denn in ihm steckt eine Geschichte, mit der man umgehen lernen muss. Spannende Momente muss der Leser aushalten können und nicht zufrieden stellende Wendungen kann er neu erzählen. Juri kann das sehr gut und Frau Asperilla lernt von ihm.
So ist das Bilderbuch ein sehr verdichteter, komplexer Kurs zur Medienerziehung. Das wird auch in den Illustrationen gespiegelt, die sich zwischen Kinderzeichnung und erwachsener Grafik bewegen. Kinder werden nach dem Vorlesen ja häufig dazu aufgefordert, die Geschichte zu zeichnen, und genau dort knüpfen die Illustrationen an.
Doch so, wie es in in der Geschichte erzählt wird, ist auch das Bilderbuch Oje, ein Buch! ein Buch, das Erwachsene und Kinder gemeinsam entdecken sollten. Im Alleingang dürfte es nicht so gut funktionieren, als szenische Lesung oder Gruppenstunde dafür umso besser.
Infos zum Bilderbuch:
Lorenz Pauli – Text
Miriam Zedelius – Bilder
Oje, ein Buch!
Atlantis Verlag
ISBN 978-3-7152-0742-1
Blick ins Buch – Leseprobe und Illustrationen beim Verlag
Weitere Meinungen zu dem Bilderbuch findet Ihr auch hier bei Buch-Rezensionen, beim Kinderohren-Blog und auf dem Geschichtenwolke-Blog. Vom gleichen Autor gibt es mit dem Bilderbuch Pippilothek auch schon eine Liebeserklärung an die Bücherei.
* Solche Statistiken verstärken den Eindruck, dass es mehr lesende Kinder als Erwachsene gibt:
- Die Zahl lesender Kinder ist in den letzten 10 Jahren recht stabil geblieben
- Bei den Erwachsenen gibt es einen deutlichen Leserschwund