Ohne Marmelade macht alles keinen Spaß. Doch Mama Wawuschel kann keine Marmelade mehr kochen. Der Berg, in dem die Wawuschels ihre Höhle haben, hat gebebt. Dabei ist der schwere, gußeiserne Herd kaputt gegangen. Ein Wawuschel-Leben ohne Marmelade ist ein trauriges Leben!
Doch Oma Wawuschel, die einen neuen Herd herbei zaubern könnte mag nicht mehr zaubern. Wahrscheinlich ist das auch besser so, denn ein klein wenig verwirrt wirkt die Gute schon. Sonst hätte sie ja wohl rechtzeitig jemand das Lesen beigebracht, oder?
Keiner aus der Familie kann in dem Zauberbuch lesen. Der Wawuschel-Vater müht sich ab mit den Buchstaben. Leider ohne Erfolg. Wischel, das Mädchen, würde gerne lesen lernen, darf aber nicht. Dass sie sich den Satz „Die Kuh frisst“ angeeignet hat und deswegen weiß wie ein F aussieht, wird später die Familie retten.
Damit sind wir bei dem Problem, dass ich mit diesem Kinderbuch-Klassiker habe. Ein sehr heutiges Problem.
Die Mama kocht ständig Marmelade und jammert viel, der Vater ist ein Heimwerker, der es nicht schafft, sich das Lesen beizubringen. Das Mädchen Wischel ist schlau, aber ängstlich. Ihr Bruder Wuschel ist ein Draufgänger und der Vater hat deswegen den Haselnuss-Stecken für Strafen parat stehen.
Würde ich die Wawuschels vorlesen, würde ich mir jedoch vorher genau überlegen, welche Passagen ich den heutigen Zeiten anpassen würde! In der Welt der Wawuschels passen Männer und Bücher nicht zusammen – das ist keine gute Botschaft für Jungs. Wenn Mütter nicht kochen, machen sie sich Sorgen – was für ein Lebensentwurf ist das denn? Nicht jede Figur in einem Kinderbuch muss gleich ein Rollenvorbild sein, aber die Häufung an altmodischen Vorstellungen finde ich aus heutiger Sicht heftig.
Aber ich lese es ja selbst und hatte Spaß mit den Wawuschels. Lieblingsfigur war für mich der dreiköpfige Drache, der immer nur gekrault werden möchte. Was für ein tolles Haustier!
Wer die Wawuschels vorliest hat ganz bestimmt viel Vergnügen mit den Zazischels und Mamoffels, die in einer ganz eigenen Sprache sprechen. Selbst lesenden Kindern sollte man bei diesen Passagen den Tipp geben, laut zu lesen. Dann wird es einfacher. Und so schwierig wie bei Urmel aus dem Eis, einem anderen Kinderbuch-Klassiker aus dieser Zeit, ist es eh nicht.
Bücher und Marmelade
„Ohne Marmelade macht alles keinen Spaß.“ Damit man auch weiterhin Marmelade essen kann braucht man ein Buch. Damit man ein (Zauber)Buch nutzen kann, muss man lesen können. Bei dieser Logik und bei diesem Stellenwert, der den Büchern eingeräumt wird, geht einer Buch-Bloggerin wie mir natürlich das Herz auf!
Deswegen empfehle ich als optimalen Zeitpunkt, die Wawuschels vorzulesen, die Phase vor der Einschulung. Dann, wenn das Kind anfängt, sich für das Lesen Lernen zu interessieren. Die Geschichte der Wawuschels wird den Zauber, der von Büchern ausgeht, verstärken!
Weitere Angaben zum Kinderbuchklassiker:
Irina Korschunow
Das große Wawuschelbuch
Alle Abenteuer der Wawuschels in einem Band
Altersempfehlung:
Vorlesen ab 5 Jahren
Selbstlesen ab der 2. Klasse
DTV Verlag
verschiedene Ausgaben
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