In meinem Biologie-Schulbuch stand, dass die Amsel ein scheuer Waldvogel sei. Das ist längst Geschichte. Heute leben in der Stadt Raubvögel, Füchse, Eichhörnchen und viele andere wilde Tiere. Wie es dazu kam, schildert das Bilderbuch „Im Wald wird es eng“ mit wenig Text und detailreichen Bildern.
Dafür wurde die Geschichte in drei Erzählebenen aufgeteilt. Wir beginnen im Wald, in der Försterhütte, die von einem Naturidyll umgeben ist. Hier leben Hirsche, Wildschweine, Siebenschläfer, Hasen, Biber, Ringelnattern und viele andere Tiere. Allein bei diesem Suchbild kann man sich schon lange verweilen! Aber wir wollen ja wissen, wie die Geschichte weitergeht.
In der zweiten Ebene rückt die Stadt an den Wald heran. Erst mit Vorstädten und Parks, dann wird es immer städtischer, hektischer, natur-ärmer. Verbunden sind diese Erzählebenen durch ein Ausklappbild, das den zeitlichen Verlauf verdeutlicht. Ein solcher Wechsel passiert nicht von heute auf morgen, es ist ein Prozess.
Immer in der Nähe der Tiere: der Förster
Die Waldtiere erkunden die Stadt und stoßen auf Probleme. Der Specht verbiegt sich den Schnabel, als er versucht, einen Laternenmast aufzuklopfen. Der Waschbär rutscht vom Hausdach und der Fuchs kämpft mit einer Konservendose, die er im Müll gefunden hat. Auch die Menschen bekommen Probleme mit den Neuankömmlingen. Raubvögel greifen Jogger an, um ihr Revier zu verteidigen. Füchse klauen Gummistiefel. Da hat der arme Förster, der natürlich weiterhin auf die Tiere aufpasst, viel zu tun!
All das wird nur über die aktions-geladenen Illustrationen erzählt, die Wärme und Natürlichkeit ausstrahlen und trotzdem das Stadtleben nicht schön reden!
Gekommen, um zu bleiben: Waldtiere in der Stadt
In der dritten Erzählebene sind die Tiere in ihrer neuen Umgebung angekommen. Krähen werfen Walnüsse auf die Straße, so dass Autos beim darüber rollen die Schalen aufknacken. Igel fressen das Katzenfutter weg, Vögel nisten in den Wärmeschutzplatten der Hausfassaden. Jetzt kann sich der Förster entspannt zurücklehnen: Die Tiere sind pfiffiger und anpassungsfähiger, als er dachte.
Klug konzipiert und mit viel Verständnis für die Waldtiere und ihre Bedürfnisse erzählt, ist Annegret Ritter ein Bilderbuch gelungen, das sich die Kinder in ihrem eigenen Tempo aneignen können und das völlig ohne erhobenen Zeigefinger Verständnis für natürliche Zusammenhänge weckt. Denn ja – auch ein Tier in der Stadt ist immer noch Natur und mit diesem Bilderbuch können Stadtkinder die Natur vor ihrer Wohnungstür entdecken!
Infos zum Bilderbuch:
Annegret Ritter
Im Wald wird’s eng
empfohlen ab 3 Jahren
Kunstanstifter Verlag
Mehr über den Kunstanstifter Verlag aus Mannheim erfahrt ihr hier auf meinem Blog.
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