In der Welt der Märchen hat alles seine Ordnung. Der König herrscht, die Prinzessin ist hübsch und der Held zieht hinaus in die Welt. Der Held kann naiv oder tapfer oder eine Frau sein, aber eines ist klar: Alle tun nur das, was von ihrer Rolle erwartet wird.
Nicht so die Buchstörer. Sie kennen die Regeln nicht und wollen sie auch nicht lernen. Die wilden, dynamischen Tintenkleckse haben einen anderen Blick auf die Märchenwelt, die sich aus geometrischen Grundformen zusammensetzt. Sie betrachten die Dreiecke, Rechtecke und Kreise als eine einzige große Spielwiese. Sie picken sich hier was heraus, nehmen dort etwas auseinander und fügen es immer wieder neu zusammen. Ein nie enden wollender kommunikativer und kreativer Prozess. Chaotisch, frei und voller Wunder.
Doch die Buchstörer sind ja nicht alleine auf der Welt. In dem Märchenbuch leben auch Märchenfiguren. Wie reagieren König, Prinzessin, Hexe und Ritter auf dieses kreative Chaos? Finden der Wolf und der Froschkönig einen passenden Platz? War früher alles besser? Oder sehen sie in dem Durcheinander eine Chance?
So viel sei verraten: Der König tut, was ein König tun muss. Mit Macht und Autorität versucht er, für Ordnung zu sorgen. Zunächst sieht es so aus, als würden sich die Buchstörer zurückziehen. Denn auch, wenn sie Chaos verbreiten, sind Konflikte und Streitereien nichts, womit sie sich wohlfühlen.
Doch als der König gegenüber seinen Untertanen genauso streng wie gegen die Störenfriede auftritt, kommt alles anders. Und ein neues, freies Spiel beginnt.
Und die Moral von der Geschichte? Schaff dir deine eigene Märchenwelt!
Klar, dass sich auch das Bilderbuch nicht an die Regeln hält. »Das große Buch der Märchen Buchstörer« ist ein wilder Ritt. Es gibt Märchentexte, die als Blocktexte an den Rand gedrängt werden. Die Geschichte wird komplett in Dialogen erzählt, die als Sprechblasen erscheinen. Hübsch ordentlich gesetzt bei den Märchenfiguren, raumfüllende Großbuchstaben bei den Buchstörern. Klar umrissene geometrische Formen auf der einen Seite, wildes Gekleckse auf der anderen. Zwischendurch überrascht eine völlig leere Doppelseite und der König findet sich zum Schluss fast außerhalb des Buches wieder.
So ein Bilderbuch verlangt nach kreativen Leserinnen und Lesern, für die eine Geschichte nicht beendet ist, wenn das Buch zugeschlagen wird. Nach Kindern, die sich mit dem Satz »Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage« noch nie zufriedengegeben haben. Nach Lehrern, die ein Faible für fächerübergreifenden Unterricht haben. Und nach Märchen-Fans, die sich lieber ihr eigenes Märchenschloss bauen als in ein Fertigschloss einzuziehen!
Infos zum Bilderbuch:
Boris Zatko
Nicolas d’Aujourdhui
Das große Buch der Buchstörer
Frech & witzig: Grimms Märchen neu interpretiert
Für Kita & Grundschule: Bilderbuch ab 5 Jahren
Klar, dass dieses ganz andere Märchenbuch mein anarchistisches Herz erfreut. Deswegen gibt es zum Abschluss noch einen ganz anderen Buchtipp, den ihr auf meinem Buchblog GeschichtenAgentin findet:
Kleine Geschichte des Anarchismus
Ein schwarz-roter Leitfaden – Comic