Alle Vorleser, die von Bobo Siebenschläfer genervt sind, sollten mal einen Blick auf die Pappbilderbücher Pip und Posy von Axel Scheffler werfen: Geschichten direkt aus dem Kinderalltag, auf Augenhöhe erzählt.
Augenhöhe meine ich sehr wörtlich. Die entsteht einmal durch die Themen: Ein Luftballon fliegt weg, ein für das Einschlafen wichtiges Kuscheltier fehlt, ein neuer Freund muss in die vertrauten Spiele integriert werden. Die Augenhöhe entsteht aber auch durch die Perspektive der Zeichnungen. In Pip und Posy – Die kleine Pfütze befinden wir uns mit den Protagonisten viel am Boden. Also genau dort, wo Kinder spielen.
Augenhöhe entsteht auch dadurch, dass in den Büchern kaum Erwachsene vorkommen. Die Kinder und ihr Alltag stehen konsequent im Mittelpunkt. Axel Scheffler konzentriert sich wirklich auf das, was Kinder täglich erleben, auf Herausforderungen, denen sie begegnen, und auf von Kindern entwickelte Lösungen für alltägliche Probleme. Hier gibt es keine erzieherischen Tipps, keine Empfehlungen, wie sich Kinder im Alltag der Erwachsenen besser zurechtfinden. Wozu auch? All das können Kinder auch gut selbst klären. Nichts ist ein Drama, alles ist lösbar.
Ein gutes Pappbilderbuch ist so viel mehr als nur ein paar bunte Bilder auf stabilen Seiten, die sich gut einspeicheln lassen. So wie die genial einfach Bilder von Helmut Spanner, die wir mit dem Buchkönig ausgezeichnet haben, helfen, die Welt zu begreifen, so führt ein Bilderbuch wie Pip und Posy in die Welt der Geschichten ein und bietet Unterstützung bei der Bewältigung von komplexen Situationen.
Und manchmal, in ganz seltenen Momenten, kann ein Bilderbuch auch einen kleinen Beitrag zu einer toleranteren Welt leisten. In Pip und Posy – Die kleine Pfütze gibt es so einen Moment. Ich hätte ihn im Erwachsenen-Modus fast überlesen. Habt ihr dieses Bild entdeckt?
Pip war so ins Spiel versunken, dass er vergisst, aufs Töpfchen zu gehen, und nun etwas Sauberes zum Anziehen braucht. Posy gibt ihm etwas aus ihrer Kommode: ein Kleid. Einfach so, ohne das es groß thematisiert wird. Was für eine Wohltat in Zeiten der Rosa-Hellblau-Falle! Gleichzeitig auch ein lebensnaher Ansatz: Probleme löst man mit dem, was vorhanden ist. Dann spielt man einfach weiter.
So geht das also. Warum habe ich das unterwegs zum Erwachsen werden wieder vergessen?
Infos zu den Bilderbüchern:
Axel Scheffler
Pip und Posy
Rezension in der FAZ (ein Pappbilderbuch im Feuilleton!). Liebeserklärung bei Kinderbuchlesen.