Wir Rüben aus der großen Stadt

Wir Rüben aus der großen Stadt - Kinderbuch über das Leben in einer sekbst gewählten Großfamilie in einer GroßstadtEs sei ein bisschen wie Bullerbü, nur eben in der Großstadt – das klang aus den Meinungen heraus, die ich zu „Wir Rüben aus der großen Stadt“ von Verena Friederike Hasel hörte. Bullerbü mochte ich als Kind nicht leiden. Dass so viele Kinder und Erwachsene zusammen lebten, das kannte ich nicht, und dass es dabei so harmonisch zuging, das kannte ich schon gar nicht.

Genau deswegen war ich neugierig auf die Großstadt-Variante und genau deswegen höre ich jetzt auf mit den Bullerbü-Vergleichen, denn die Gemeinsamkeiten bestehen für mich nur aus diesen Eckpunkten: viele Kinder und Erwachsene unterschiedlichen Alters erleben Alltagsabenteuer.

Alltagshelden

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 8-jährige Flora. Sie lässt uns am Alltag einer Großfamilie teilhaben. Das Besondere: diese Großfamilie ist nicht miteinander verwandt, es ist eine selbstgewählte Familie bestehend aus sechs Kindern aus vier Familien und den dazugehörigen Erwachsenen.

„Man kann gar nicht so richtig sagen, wo die eine Familie aufhört und die andere anfängt.“

Doch Kinderalltag bleibt Kinderalltag, egal wie die Familie lebt. So dreht sich die Geschichte vor allem um Alltagsabenteuer, die jedes Kind erleben kann. Sich langweilen und neue Spiele erfinden, zwischen kleinen und großen Geschwistern vermitteln, sich mit der besten Freundin streiten und versöhnen, die Erwachsenen überzeugen, dass man alt genug ist, Verantwortung zu übernehmen.

Die Stärke des Buches ist, dass all das sehr konsequent aus der Sicht der 8-jährigen Flora erzählt wird. Es sind ihre Emotionen, die im Mittelpunkt stehen, und es ist ihr Blick auf die Welt, der das Buch prägt. So fällt die Identifikation mit dieser Alltagsheldin leicht und sogar ich, als Erwachsene, konnte den Stolz auf den ersten alleine gemeisterten Schulweg nachempfinden.

Dafür hatte ich als Erwachsene an anderen Stellen Schwierigkeiten, denn manches kam mir doch zu konstruiert vor. Sei es der Beruf von Floras Mutter – sie ist Hebamme – oder der Streit um Kinderservietten in rosa und hellblau für ein Fest: es gab Momente, da hatte ich den Eindruck, dass der Handlung Bedeutungen aufgezwungen wurden.

Flora würde das natürlich anders sehen. Für sie ist das ihr ganz normaler Alltag und das Erwachsene manchmal seltsam sind, gehört zum Kinderalltag dazu. Genau deswegen glaube ich, dass dieses Kinderbuch überall funktionieren kann – auch weit weg von dem Leben in der Großstadt.

Angaben zum Buch:

Verena Friederike Hasel
Illustrationen von Iris Wolfermann

Wir Rüben aus der großen Stadt

empfohlen ab 8 Jahren

Peter Hammer Verlag

Mehr Kinderbücher ab 8 Jahren auf meinem Blog.

3 Kommentare

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  2. Was ist denn an dem Beruf Hebamme konstruriert?

    • Ich denke, dass Hebamme ein Beruf ist, mit dem Kinder selten in Berührung kommen, aber auf den sie bestimmt sehr neugierig sind. Bis dahin passt alles.

      Es ist die Gewichtung innerhalb der Handlungselemente, die für mich nicht stimmt. Der Beruf und die Folgen für das Familienleben – Mama bekommt einen Anruf und muss ganz schnell weg – nimmt sehr viel Raum ein. Das fügt sich für mich nicht natürlich in die Handlung ein, sondern wirkt unstimmig, konstruiert. Insbesondere da fast alles andere, was Erwachsene so tun, nur am Rande gestreift wird.

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