Gründlich, sehr gründlich geht das Buch Zappel-Zirkus Zacharias das Thema Hyperaktivität und ADHS bei Kindern an. Zuerst begegnen wir Enno, dem kleinen Zirkuselefanten und begleiten ihn durch seinen Tag.
So ganz optimal läuft dieser Tag nicht: Enno vergisst sein Kostüm, weshalb die anderen bei der Probe auf ihn warten müssen. Er rennt zu wild durch die Manege und verursacht damit einen Unfall. Dann soll er etwas Neues üben, schafft es aber nicht der Anleitung lange genug zuzuhören. Dabei würde er doch so gerne einen neuen Zirkustrick lernen!
All das macht Enno traurig und er hat keine Idee, wieso ihm immer solche Missgeschicke passieren.
Nun, in Ennos Ohr wohnt ein Zappelfloh. Den haben fast alle Zirkuskinder, doch im Elefantenohr wohnt ein besonders prächtiges Exemplar. Aber Enno bemüht sich so sehr, alles richtig zu machen, dass er seinen Zappelfloh namens Zacharias ignoriert. Das gefällt dem Unruhestifter gar nicht, er wird größer und wilder … ein Teufelskreis entsteht.
Was tun? Enno freundet sich mit dem Floh an. Ein erfahrener Dompteur hilft ihm dabei. Einfach ist das nicht – aber am Ende hat Enno nicht nur gelernt, auf seine Bedürfnisse zu achten. Statt langsamer Tricks wie Seiltanzen übt er nun Handstand und Einrad fahren – eben das, was besser zu seinen Talenten passt. Und er hat Talent! Zusammen mit dem Floh wird er ein Zirkus-Star.
Enno ist nicht schuld. Sein ADHS-Floh aber auch nicht.
Es ist selten, dass ich die Geschichte eines Buches so ausführlich nacherzähle. Hier erscheint es mir unbedingt nötig, denn dieses Buch für zappelige Zirkuskinder mit ADHS, ihre Zirkusfamilien, Freunde und Zirkusdompteure zeigt einen bemerkenswerten Blickwinkel auf das Phänomen Hyperaktivität.
Enno ist kein Trampel. Seine Missgeschicke sind meist nicht sehr dramatisch. Sie passieren ihm einfach und er weiß nicht, warum. Wir erfahren viel darüber, wie Enno sich fühlt und können uns gut mit ihm identifizieren.
Enno ist nicht schuld. Sein Zappelfloh allerdings auch nicht. Doch nur, wenn sie zusammen arbeiten, kann die Situation, unter der sie beide leiden, verbessert werden. Gut, dass es den Dompteur gibt. Er hat schon viele Zappelflöhe gezähmt und weiß genau, wie das gelingen kann.
Weil solche Dompteure nötig sind, ist Zappel-Zirkus Zacharias nicht nur ein Buch für Kinder wie Enno. Eigentlich liegen uns hier gleich drei Bücher in einem vor: Auf die Geschichte folgen Übungen, mit denen der ADHS-Floh gezähmt werden kann. Und weil auch ein Dompteur an seine Grenzen kommen kann, folgt danach ein kleiner Ratgeberteil für Erwachsene. Doch alles bleibt in die Zirkusgeschichte eingebunden – das gibt der für alle Teilnehmer schwierigen Aufgabe eine gewisse Leichtigkeit.
Natürlich sind nicht alle Zappelflöhe gleich. Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind bei Kindern mit ADHS ungleich verteilt. Auch darauf geht das Buch ein. Eigentlich ist auch das schon wieder fast ein Trost: so einen Zappelfloh wie meinen, den gibt es nur einmal – und genau das befähigt uns, ein Star zu werden!
Infos zum Buch:
Zappel-Zirkus Zacharias
Ein Buch für zappelige Zirkuskinder mit ADHS, ihre Zirkusfamilien, Freunde und Zirkusdompteure
von Friederike Zais, Charlotte Michalak, Maren Rumpf, Maylien Schulte
Psychologische Kinderbücher aus dem Hogrefe Verlag ist eine noch ganz junge Kinderbuchreihe, die gemeinsam von Studierenden der Fachrichtung Kunst und der Psychologie entwickelt wurde. Alle Bücher sind dreiteilig konzipiert: zuerst eine Kindergeschichte, dann Mitmach-Seiten zur Problembewältigung und zum Schluss weiterführende Informationen für Eltern und Pädagogen – mehr dazu beim Buchreport.
Johnny, Blogger, Pädagoge und Vater, hat sie alle gelesen und berichtet auf seinem Blog darüber.
Auch Spektrum der Wissenschaft stellt das Buch über Enno und den Zappel-Zirkus vor.