Zu den wenigen Kinderbüchern, die ich im Regal stehen habe, gehört „Das Fabulierbuch“ von Erwin Moser. Dieser Sammelband, der 1989 erschienen ist, hat sogar schon viele Runden des Aussortierens überstanden. Mich faszinieren die eher stillen Zeichnungen Erwin Mosers und ich habe seine Figuren – Raben, Bären, Katzen, Mäuse – in mein Herz geschlossen.
Ein klein wenig hoffe ich auf eine Renaissance des Autors, dessen Kinderbücher so gut in unsere Zeit passen. Viele Illustrationen strahlen auf den ersten Blick eine Behaglichkeit aus. Erst auf dem zweiten Blick merkt man, dass die Figuren diesen Rückzugsort dringend benötigen. Draußen herrscht häufig kalter Winter. Oder neblig-grauer November. Was tun? Einkuscheln, Geschichten erzählen, sich gegenseitig Halt geben. Für mich steckt das, was wir wirklich suchen, wenn wir uns nach Hygge sehnen, in den Büchern von Erwin Moser.
Seine Helden sind mutig. Nicht, weil sie das Abenteuer suchen, sondern weil das Leben ihnen keine Wahl lässt. Zudem wissen sie, dass sie sich auf ihre Freunde verlassen können. Zusammenhalt, Mut, Einfühlungsvermögen, Kreativität und Weisheit – das sind die Werte, die die Basis der Erzählungen von Erwin Moser bilden.
Seine Bilder lassen dem Betrachter Raum und ermuntern ihn, sich selbst eine Geschichte auszudenken. Liebevolle Details laden zum Entdecken ein, ohne gleich hektisch wimmelig zu werden. Damit sind sie ein ruhiger Gegenpol zu dem heutigen Informationsüberfluss, der auch vor den Kinderzimmern nicht halt macht.
Gleichzeitig erkennt Erwin Moser an, dass ein Kinderalltag nicht nur aus schaukeln und hüpfen besteht. In seinen Büchern gibt es Momente voller Kummer und Sorgen. Doch seine Helden nehmen das Leben, wie es kommt, und sind fest überzeugt, dass sich alles lösen lässt. Auch in melancholischen Augenblicken ist die Zuversicht nicht weit. Doch ich glaube, dass das Bild einer Maus, die ihr brennendes Haus verlässt, es heute nicht mehr so einfach in ein Kinderbuch schaffen würde:
Der Beltz Verlag pflegt die Backlist vorbildlich und hat mit „Wunderbare Gute-Nacht-Geschichten“ eine Sammlung veröffentlicht, die sich prima als Einstieg anbietet. Alternativ empfehle ich „Winzig. Das große Buch vom kleinen Elefanten.“ Diesem Sammelband liegt eine Hör-CD bei. Ebenfalls ein großes Vorlese-Vergnügen sind die Mäuse-Abenteuer von Manuel & Didi.
Auch der Nilpferd Verlag, ein Imprint des G&G Verlags aus Österreich, hält das Werk des Künstlers lebendig. In Gols im Burgenland gibt es ein kleines Erwin-Moser-Museum, in das ich es hoffentlich auch irgendwann schaffen werde!
Binette Schroeder, Bruder Jakob und der Zauberer von Oz: Kinderbuch-Klassiker zum Vorlesen und wieder neu entdecken auf meinem Blog.
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