Bunt lebt es sich besser: Revolution der Kinder im Vier-Farben-Land

Bilderbuch Vier Farben LandIm Vier-Farben-Land hat alles seine Ordnung. Die Welt ist eine Scheibe, die in exakt gleich große Viertel aufgeteilt ist. Jedes Land hat nur eine Farbe und natürlich ist jeder Bewohner davon überzeugt, dass die Farbe seines Landes die beste und einzig wahre Farbe ist.

Alle Kinder kommen erst mal bunt zur Welt. Doch je mehr Zeit sie in der einfarbigen Welt verbringen und je mehr Aufmerksamkeit sie von einfarbigen Erwachsenen bekommen, desto schneller verlieren sie alles Bunte.

Doch manchmal haben sie so ein vages Gefühl, dass ihr Leben nicht komplett ist. Irgendwas fehlt, aber sie können es nicht benennen.

Bei Erbs ist dieses Gefühl besonders ausgeprägt. Er ist ein kleiner Rebell und stopft schon mal dem grünen Roboter grünen Käse in den Mund, damit dieser nicht ständig das grüne Land lobt. Zwei Tage brauchen die Erwachsenen, um ihn zu reparieren. Genau solche Details machen das Buch so lebendig!

Natürlich sind es die Kinder, die am Ende der Geschichte die Welt ein gutes Stück besser machen. Sie sorgen dafür, dass die Grenzen, die ja nur ein Kreidestrich sind, im wahrsten Sinne des Wortes verwischen. Sie spielen miteinander und werden dadurch ganz schnell so bunt, wie sie zu ihrer Geburt waren. Bei den Erwachsenen dauert das sichtlich länger. Aber auch sie erkennen an, dass das bunte Leben sich einfach vollständiger und fröhlicher anfühlt. Sogar der Roboter bekommt eine neue Aufgabe: er wird Gärtner. Damit bleibt er im Grünen, kümmert sich aber um bunte Blumen.

Bunt, bunt, bunt, sind alle meine Farben

Bunt lebt es sich besser. Bei dieser Moral denke ich ja zuerst an Regenbogenfamilien. Das ist natürlich eine erwachsene Sicht, führt mich aber doch zu meinem einzigen Kritikpunkt an den Illustrationen. Ich habe mich sehr über Bilder von Vätern gefreut, die das Abendessen servieren oder die Kinder beim Zähneputzen beaufsichtigen. Vermisst habe ich aber Kinder mit Rollstühlen und Mädchen mit Kopftüchern. Solche Motive hätte man bei diesem Thema noch lässig nebenbei einbinden können.

Nicht nur lesen, sondern machen

Sport im Vier Farben Land: Kaktus hüpfen

Sport im Vier-Farben-Land: Kaktus hüpfen. Illustriert von Sonja Gagel, verborgen auf dem Vorsatzpapier am Ende des Bilderbuchs.

Die Geschichte bietet Kindern viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Melonenrollen, Graszählen, Kaktus-hüpfen und Tomaten-in-den-Sonnenuntergang-werfen – wie funktionieren wohl diese Spiele, die alle im Buch vorkommen? Oder wie klingen die Lieder – der Pflaumentango, der Zitronenblues oder das Erdbeermarmeladenlied?

Natürlich lädt die Geschichte auch zum Malen ein – frei oder im Unterricht. Einen Erfahrungsbericht mit schönen Ideen für den Kunstunterricht in der Grundschule findet ihr hier auf dem Primar Blog. Zum Schluss der Stunde wird auch darüber diskutiert, welche Farbe nun die Allerschönste ist – diese Frage ist nie so wichtig wie in Kindertagen!

 

Infos zum Bilderbuch:

Gina Ruck-Pauquèt 

Neu illustriert von Sonja Gagel

Das Vier-Farben-Land

Klein & Gross Verlag

Mehr zum Musical Vier-Farben-Land findet ihr hier. Eine sehr schöne Rezension zum Bilderbuch Das Vier-Farben-Land gibt es hier bei Stylelicious. Und hier auf meinem Blog findet ihr noch mehr Bilderbücher und Kinderbücher, die sich mit Toleranz und Weltoffenheit befassen.

3 Kommentare

  1. Sehr empfehlenswertes Buch! Vielen Dank!

  2. Was ist mit uns vielen „Kindern“ binationaler Familien? Wo finden wir uns in dem Buch wieder?

    • Berechtigte Frage! Aber auch das ist in der Geschichte enthalten: so lange jede Farbe für sich bleibt, gibt es erst mal keine bi-nationalen Familien. Später sieht das dann anders aus: die Menschen leben bunt gemischt – also auch bi-national.

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