Ein Fahrstuhl fasst die ganze Welt

Bilderbuch: Die lange Reise im Fahrstuhl. Nachbarn aus aller Welt treffen sich morgens im Fahrstuhl.

Eigentlich ist ein Fahrstuhl ein seltsamer Ort: Voll mit Menschen, die sich weder in die Augen schauen noch miteinander reden. Außer es fahren Kinder und Tiere mit! Dann verläuft die Fahrt ganz anders.

Von beidem gibt es genug im Bilderbuch »Die lange Reise im Fahrstuhl«. Im 20. Stock steigt eine fünfköpfige Familie ein, im 18. eine feine Dame, im 17. ein Musiker samt Hund. Der Clou: Jeder von Ihnen kommt aus einem anderen Land. Um welches Land es sich handelt, wo es liegt und was für dieses Land typisch ist, zeigen die Zeichnungen an der Wand.

Bei den ersten drei Zwischenstopps lernen wir schon Syrien, Russland und Brasilien kennen. Es folgen Niederlande, Kroatien, Türkei, Österreich, Kamerun, China, Deutschland und Bulgarien. Eine bunte Mischung, die für meine Heimatstadt Mannheim, in der Einwohner aus 166 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen leben, typisch ist. Mir gefällt das – und der Autorin Isabel Acker, die ebenfalls in Mannheim lebt, offensichtlich auch.

Eva Künzel, deren Illustrationen mir schon im Bilderbuch König Theodor gut gefallen haben, fängt die Besonderheiten der Bewohner mit feinem Strich ein. Dabei betont sie nicht das Herkunftsland, sondern den Charakter der Menschen. Was auch sonst – schließlich begegnen sich die Menschen als Nachbarn. Ihre Herkunft ist da nebensächlich.

Das sind keine Fremden, das sind Nachbarn

Das dürfte auch der Grund sein, warum die Illustrationen mit den Zusatzinformationen zu den Ländern sich mit dezenten Bleistiftzeichnungen zurückhalten. Der Mensch steht im Vordergrund, nicht seine Herkunft.

Und so tun Menschen und Tiere das, was sie tun, wenn sie sich begegnen: Kinder freunden sich an, Teenager kichern, Erwachsene reden oder lesen, und die Hunde wollen nur spielen. Aus dem Wäschekorb wird ein Schiff, in der Handtasche der Dame stecken leckere Kekse und der Opa ist ein begnadet guter Puppenspieler.

Im Erdgeschoss steigen alle aus und gehen ihrem Tagwerk entgegen: in den Kindergarten, zur Uni, Freunde besuchen oder arbeiten. So funktioniert nachbarschaftlicher Alltag – unaufgeregt, heiter, normal!

Weitere Infos zum Bilderbuch:

Isabel Acker
Eva Künzel

Die lange Reise im Fahrstuhl

Alibri Verlag

Rezension bei Buchwegweiser mit Vorschlägen für den Einsatz des Bilderbuchs in Kindergarten und Grundschule.

Hier findet ihr noch mehr Bilderbücher & Kinderbücher gegen Rassismus und für Toleranz auf meinem Blog.

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