House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis

Kinderbuch House of Ghosts Band 1Ach Du liebe Zeit, diese uralte Villa sieht aus, als würde sie gleich umfallen. Um den verwilderten Garten hat sich wohl schon seit Jahren niemand mehr gekümmert. Die Stromrechnung wurde wohl auch nicht bezahlt. Oder warum geht das Licht nicht? Woher kommt eigentlich der kalte Hauch, den Melli auf der Treppe spürt und warum spürt nur sie ihn?

Mellis Familie ist von New York in die deutsche Provinz gereist, um das Erbe der Urgroßschwiegercousine anzutreten und in Zukunft dort zu leben. Nun stehen sie übernächtigt nach der langen Reise in dem Haus, das ihr neues Zuhause sein soll. Da braucht es schon viel Familienzusammenhalt, um eine solche Situation zu meistern!

Es stellt sich schnell heraus, dass es mehr als das braucht. Mut zum Beispiel. Ideen. Oder gute Freunde. Den ersten Freund findet Melli gleich nebenan. Horst Friedrich Karl Hippolytus von Mengenfeld Freiher zu Blankenburg, genannt Hotte. Verarmter Adel und mindestens genauso schrullig wie sein Onkel. Wer jetzt very british denkt, liegt richtig. Überhaupt enthält dieses Kinderbuch viel Welt: britisch-schrullige Nachbarn, ein italienischer Geist, deutsche Provinz und Erinnerungen an New York.

Einen Aspekt des Buches von Frank Maria Reifenberg möchte ich besonders hervorheben. House of Ghosts besticht mit einer unglaublichen Detailfülle, die die Handlung aber nicht ausbremst. Ganz im Gegenteil, sie zieht den Leser noch tiefer ins Geschehen hinein. Für jeden Aspekt der Handlung gibt es einen guten Grund, der nicht nur genannt, sondern auch ausgeführt wird.

Wie kann es zum Beispiel sein, dass eine Familie von New York in die deutsche Provinz zieht, um dort ein eher zweifelhaftes Erbe anzutreten? Nun, Mellis Familie ist pleite. Sie haben eigentlich keine andere Wahl. Aber warum ist sie pleite? Weil der Vater in einem Immobiliengeschäft Geld verloren hat. Wie kann das sein? Weil er ein liebenswerter, aber etwas naiver und schusseliger Charakter ist. Eigentlich ist das eine ganze Geschichte innerhalb der Geschichte. Aber sie wird in zwei drei Sätzen komplett erzählt und gibt der Gruselgeschichte ein solides, fest in der Realität verankertes Fundament.

Grusel, Angst und Schrecken – und Wege, die Angst zu überwinden

Gruselige Momente gibt es in House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis mehr als genug. Aber es ist nicht die Sorte Grusel, bei der man am liebsten schreiend davon rennen möchte. Es ist eher der Grusel, der auf Nachtwanderungen mit Taschenlampen gepflegt wird und bei dem sich Kinder gegenseitig zu Mutproben herausfordern. Im Hintergrund hält der Erzähler alle Fäden zusammen und sorgt dafür, das jedes Kind eine faire Chance hat, die Mutprobe zu bestehen.

Wie das gelingen kann, machen die Protagonisten Melli und Hotte vor – nein, sie leben es vor. Hotte begegnet der Situation mit wissenschaftlichem Interesse. Er ist ganz auf seine Forschungen fokussiert, da bleibt kein Raum für Angst. Melli hingegen wendet an, was sie von der Schauspiellehrerin an der Schule gelernt hat. Wer mutig genug ist, sich dem Lampenfieber zu stellen, kann es auch mit Geistern aufnehmen! Bühnengesten und Atemtechniken helfen auch dann.

Sollte sich jetzt jemand erdreisten zu rufen „Aber Grusel ist doch nichts für Mädchen“ oder gar „Jungs lesen kein Buch mit einem Mädchen als Hauptfigur“ dem empfehle ich ein Gespräch mit den Herren Schöngeist und Geistreich, ihres Zeichen Geister. Diese beiden erwecken den Eindruck, dass sie nahezu alles erklären können und daher auch, warum genau diese beiden Annahmen für dieses Kinderbuch aber so was von falsch sind. Ich wünsche viel Spaß bei der Diskussion!

House of Ghosts - Das verflixte Vermächtnis. Kinderbuch Band 1Weitere Angaben zum Kinderbuch:

Frank M. Reifenberg
Illustrationen von Fréderic Bertrand

House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis
Band 1

empfohlen ab 10 Jahren

ars edition
ISBN: 978-3-8458-1712-5

House of Ghosts Band 2 – Der aus der Kälte kam erscheint im September 2017.

Und was lesen wir danach? Hier zwei Buch-Tipps für Euch:

  • Henry Hunter – Viel Indiana Jones, ein wenig Sherlock Holmes, Abenteuerlust und eine gut dosierte Prise Humor.
  • Mission Schrottplatz – Echte Helden und viele Überraschungen

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